Leibniz-Zentrum Allgemeine Sprachwissenschaft Leibniz-Gemeinschaft

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Manfred Bierwisch †

Gedenkseite / Kondolenzbuch

* 28. Juli 1930 - 31. Juli 2024


Im Jahre 2019 haben die Wissenschaftlerinnen Carla Umbach und Anette Leßmöllmann ein ausführliches Interview mit Manfred Bierwisch über die wichtigsten Meilensteine seiner Forschung verknüpft mit den jeweiligen politischen Gegebenheiten geführt. Link zu dem Video: http://www.gespraech-manfred-bierwisch.de/


Kondolenzbuch Einträge


von: Hans Kamp, 30. August 2024

Manfred Bierwisch had been a name for me -- of a rising, then risen, star in the Universe of linguists and philosophers -- when I first had the chance to meet him in person. That was in 1982, at Stanford’s Center for Advanced Study in the Behavioral Sciences. Experiencing the person Manfred Bierwisch, as I then could, with his kindness, his integrity and his courage, a complement to and the foundation of his intellectual and scientific prowess, made him for me into the role model he has been ever since.

From now on I shall have to manage without him. But the example he has been for so many of us, and for me for so many decades, will remain.


von: Richard Wiese, Philipps-Universität Marburg, 30. August 2024

Der Sommer 1989 bot mir nicht die wirklich erste Gelegenheit, Manfred Bierwisch kennenzulernen, aber präsentierte ein besonders denkwürdiges Ereignis. Einige Jahre vorher, in der Mitte der 1980er Jahre, besuchte Manfred Bierwisch uns am Seminar für Allgemeine Sprachwissenschaft in Düsseldorf. Das war eine mehr oder weniger unerlaubte Reise vom nicht weit entfernten Nijmegen aus. Seine freundliche Art hat mich jungen Mitarbeiter ebenso beeindruckt wie seine Souveränität und seine linguistische Weitsicht.
Ein zweites Mal habe ich Manfred im Sommer 1988 auf einer Phonologie-Tagung in Krems an der Donau getroffen. Ich erinnere mich daran, dass wir dort eine höchst amüsante Lesung des Dichters Ernst Jandl hörten. Die war nicht Teil der Tagung, obwohl das Spielen mit dem Sprachmaterial (Konkrete Poesie) gut dazu gepasst hätte.
Aber viel intensiver war die Begegnung mit ihm im September 1989! In der Zeit, in der die spätere politische Wende sich in vielfacher Weise ankündigte, fand die Sommerschule der DGfS an der Universität Hamburg statt, und zwar im September, als die Demonstrationen in den Städten der DDR und die Öffnung der Grenze in Ungarn einen deutlichen Schatten auf die Ereignisse der kommenden Monate warfen.
Später habe ich insbesondere seine Überlegungen zum Verhältnis von Phonologie und Schrift als wegweisend und theoretisch herausragend empfunden, wohl wissend, dass diese nur einen kleinen Teil seiner umfassenden Arbeiten darstellten.


von: Herbert Küstner, am Goethewörterbuch 1997–2010 als Mitarbeiter, dann weiter freiberuflich bis Ende 2023, 30. August 2024

Neben dem Schmerz des Abschieds von Manfred Bierwisch steht der herzliche Dank.

Nachdem ich ihn schon um 1965 als Hörer seiner Vorlesung und ab 1969 als Kollege am ZISW erlebt hatte, erfuhr ich dann in den 80er Jahren in Manfred Bierwischs Arbeitsgruppe Kognitive Linguistik – als Gast aus dem Nachbarbereich Automatische Sprachverarbeitung – das fröhliche menschliche und wissenschaftliche Willkommen- und Gleichgeachtetsein, und hier habe ich so manches semantische Rüstzeug mitbekommen für mein späteres lexikographisches Tageshandwerk beim Goethewörterbuch.
Diesem, dem GWb, war Manfred Bierwisch aktiv zugetan. Bis ganz zuletzt war er Mitglied des sechsköpfigen Projektleitungsgremiums aus den drei tragenden Akademien. Aus dieser Stellung heraus hat er unsere – teils organisatorisch kniffligen – Schritte der Digitalisierung mit Freude und mit Erfolg unterstützt. Schon 2002 hatte er auf folgendes Grundsätzliche hingewiesen: „... dass das Erbe der Lexikografie kein Besitzstand sei, der gegen Neuerungen bewahrt, sondern im Gegenteil für neue Bedingungen aufgeschlossen werden müsse. Man dürfe nicht hinter den technischen und technologischen Neuerungen zurückbleiben und müsse darüber hinaus neue Dimensionen für die lexikografische Arbeit erschließen.” (Oda Vietze, Tagungsbericht Berlin 14.–16.10.2002)


von: Carla Umbach, 29. August 2024

Kennengelernt habe ich Manfred Anfang der 90-er, als Leiter der Arbeitsgruppe Strukturelle Grammatik, im Kolloquium in der Prenzlauer Promenade und später in der Jägerstrasse. In den vergangenen Jahren haben wir uns  immer wieder im Cafe getroffen – Cafe Wolkenstein am Bundesplatz. Manfred nannte es manchmal etwas despektierlich "unsere Stammkneipe".
Die Gepräche drehten sich im wesentlichen um Linguistik, und wir waren uns mitnichten immer einig. Oft diskutierten wir die Bedeutung der Dimensionsadjektive und das unterschiedliche Verhalten der Antonyme, oft aber auch Themen, an denen ich gerade arbeitete. Er  hat mir manchen guten Hinweis gegeben. Bedingt durch Manfreds zunehmende Schwerhörigkeit wurden die Diskussionen meistens laut – einige Male haben wir wohl das ganze Cafe mit linguistischen Thesen versorgt.
2019 haben Annette Leßmöllmann und ich ein Interview mit Manfred geführt (s. den link am Kopf der Seite). Es ging darum, die verschiedenen Themen, an denen er gearbeitet hat, zu verdeutlichen, und den Weg der "Arbeitsgruppe strukturelle Grammatik" nachzuzeichnen, die Manfred von Mitte der 60-er bis zu ihrem Ende in den 90-er leitete. In Kapitel drei des Interviews demonstriert Manfred die Bedeutung der Dimensionsadjektive anhand einer Pappschachtel. Die hat er mir nach den Dreharbeiten geschenkt, mit einer Widmung, in der er mir "langen und breiten Dank" für das Interview aussprach.

Den Dank möchte ich zurückgeben: Manfred, mit langem und breitem und tiefem Dank für die Begegnung mit dir.


von: Seok-Hee Song, ehemals Seoul National University-Dozentin, 29. August 2024

So traurig, dass ich hier mein tiefstes Beileid aussprechen möchte. Ich kann seine sorgfältige Betreuung, seine grandiose Wissenschaftlichkeit und seine herzlichste Menschlichkeit nie vergessen. Dafür bedanke ich mich bei ihm ewig.


von: André Meinunger, 27. August 2024

Als ich in Leipzig anfing, Linguistik zu studieren, waren Manfred Bierwischs Arbeiten ganz zentral in der kleinen Gruppe um Anita Steube. Großartig war dann das Praktikum an der Akademie in Berlin, wo ich Manfred persönlich kennenlernen durfte. Sein Werk wird weiterhin Bedeutung und Einfluss haben.


von: Marzena Żygis, ZAS und HU Berlin, 27. August 2024

Manfred was a founding member and teacher at the PhD program "Economy and Complexity in Language" (1996–2005) at Humboldt University in Berlin and the University of Potsdam. I remember him as an incredibly supportive and dedicated teacher. His passion for linguistics and the enthusiasm with which he shared his knowledge were truly invaluable to me. He emphasized the importance of complex and interdisciplinary thinking to gain deeper insights into linguistics.


von: Peter Suchsland, Professor em. Dr. sc. Peter Suchsland, vormals bis 2000 am Institut für Germanistische Sprachwissenschaft der Friedrich-Schiller-Universität Jena, 26. August 2024

Im Jahr 1969, als ich meine Tätigkeit am damaligen Zentralinstitut der Akademie der Wissenschaften der DDR begann, lernte ich Manfred Bierwisch zum ersten Male kennen. Es war mir schnell klar, dass Manfred ein außergewöhnlicher Mensch ist, nicht nur ein brillianter Linguist, sondern zugleich eine der Kultur und den Künsten zugewandte Persönlichkeit. Wir hatten bald mehr miteinander zu tun und fanden allmählich ein freundschaftlich-kollegiales Verhältnis zueinander. Mit Interesse und großer Achtung habe ich sein Wirken verfolgt und viel von ihm gelernt.
1990, als ich wieder in Jena arbeitete, hatte ich die Freude, die Gremien der Friedrich-Schiller-Universität überzeugen zu können, Manfred aus Anlass seines 60. Geburtstages mit der Verleihung der Ehrendoktorwürde zu ehren. Manfred hatte in den vorausgegangenen Jahren mehrfach spannende Vorträge und sogar längere Weiterbildungsseminare in unserer Sektion gestaltet und somit eine Beziehung zur Jenaer Sprachwissenschaft gefunden.
Der Tod von Manfred ist ein schwerer Verlust. Die Lücke, die er hinterlassen hat, ist kaum zu schließen. Meine Gedanken gehen oft zu ihm und rufen gute Erinnerungen wach an einen unvergesslichen klugen, geistreichen und humorvollen großen Wissenschaftler.


von: Holden Härtl, IfAA / U Kassel, 26. August 2024

Ich bin traurig. Ich habe durch Manfred gerlernt, was es heißt, sprachliche Kombinatorik zu beschreiben. Und über den Kontext DDR bestehen andere Verbindungen, die mich berührt haben. Ich werde ihn vermissen.


von: Wolfgang U. Dressler, Universität Wien und Österreichische Akademie der Wissenschaften, 25. August 2024

Mit Trauer habe ich die Nachricht vom Ableben des großen Linguisten - und Menschen - J Manfred Bierwisch gelesen. Ich habe ihn Anfang der Siebziger Jahren im Institut für Sprachwisseenschaft der Akademie der Wissenschaften der DDR kennen gelernt und war dann zusammen mit ihm an dessen Abwicklung beteiligt, habe ihn auch oft in anderen Funktionen getroffen. Von Anfang an habe ich ihn bewundert, auch wenn meine theoretische Ausrichtung von der seinen immer sehr verschieden war. Ich werde ihn immer zu den bedeutensten Linguisten zählen, die ich persönlich kennen lernen durfte (ab Martinet, Jakobson, Chomsky).


von: Katerina Stathi, Universität Münster, 24. August 2024

Ich hatte das große Glück, während meiner Promotionszeit an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften Vorlesungen von Manfred Bierwisch an der HU Berlin zu besuchen und ihn dadurch jenseits seiner Schriften kennenzulernen. Ich bin unendlich dankbar für diese Vorlesungen und die Impulse, die ich von diesem großartigen Wissenschaftler und Menschen bekommen habe.


von: Gerhard Jäger, Universität Tübingen, 24. August 2024

Manfred Bierwisch ist es zu verdanken, dass die Linguistik in der DDR international rezipiert wurde und die internationale Entwicklung rezipierte. Davon habe auch ich als Student in Leipzig immens profitiert. Die Möglichkeit, unter seiner Anleitung an der Arbeitsgruppe Strukturelle Grammatik promovieren zu können, habe ich als Privileg empfunden.


von: Wolfgang Sternefeld, 23. August 2024

Die Trauer ist groß, habe ich doch Manfred über viele Jahrzehnte bewundert, angefangen 1972, als ich seinen Beitrag zum Kursbuch 5 gelesen (und wohl auch verstanden!) habe:  Der Aufsatz zum Strukturalismus wurde damals als Raubdruck im Buchladen am Savignyplatz verkauft. -- Und auch ich war in den Siebzigern in seiner Wohnung zu Besuch und habe seine Gastfreundschaft genossen. Eine besondere Ehre war es dann, die Feier zu seiner Ehrendoktorwürde der Uni Leipzig musikalisch umrahmen zu dürfen. In seiner Rede dort ging er ausführlicher ein auf seine damaligen Probleme mit den Staatsorganen und den Kollegen, ausführlicher als in seinem Interview mit Carla Umbach. Als ich ihn nach diesem Interview fragte, ob er denn diesen Teil seines Lebens in einem weiteren Interview noch einmal revue passieren lassen wolle, war er freundlich wie immer. Es hat nicht sollen sein. Groß ist die Trauer, groß der Verlust.


von: Pim Levelt, Max Planck Institute for Psycholinguistics, 23. August 2024

With Manfred Bierwish a great mind and a dear, dear friend passed. The two of us first met in Berlin on Oktober 11, 1976, 48 years ago. Just appointed as Projektgruppe-Leiter, I came to meet the greatest German linguist and to ask his advice on many matters. It should have been him to lead this Max-Planck-Projektgruppe. But totally isolated himself by the DDR government and without Wissenschaftsabkommen between East and West Germany, this was out of the question. Still, Manfred was more than generous. He helped me right away with important advice and, honestly, we became friends on the spot. We made Manfred auswaertliches Mirglied of our Institute (which was only possible because our Institute was not in the BRD). Manfred and Monika came over for an extended visit in 1979. One of its highlights was Manfred’s joining Wolfgang Klein and myself to Pisa for the Chomsky workshop there. I was the one who introduced Manfred to Noam. I will not describe the further rich history of our friendship and cooperation, especially after the reunification, but it deeply enriched my life.


von: Heike Wiese, Humboldt-Universität zu Berlin, 23. August 2024

Manfred Bierwisch hinterlässt ein großes Erbe. Er hat mich – wie so viele Andere – entscheidend wissenschaftlich geprägt, schon seit der ersten Vorstellung meines Dissertationsthemas bei ihm, und ich verdanke ihm viel. Ich habe ihn als jemanden erlebt, der durch seine Begeisterung für wissenschaftliche Fragen und seine klugen Einsichten inspiriert, dabei immer auf Augenhöhe kommuniziert und offen für neue Perspektiven war.


von: Andrea Vogt-Nas, Fremdsprachendozentin Efl, DaF, ISM, 22. August 2024

Another great one gone...
Während meiner Zeit als Studentin am MPI in Nijmegen, hatte ich die große Ehre Manfred Bierwisch kennenzulernen. Ein sehr bodenständiger und gleichzeitig so wissender Linguist, der mich sehr beeindruckt hat.
Mein Beileid an die Angehörigen.
Manfred Bierwisch hinterlässt eine große Lücke in der Sprachwissenschaft!
Sehr traurig!


von: Claudia Maienborn, Universität Tübingen, 22. August 2024

Großer Schmerz ob des Verlusts – große Bewunderung für alles, was bleibt und weiter wirkt


von: Jürgen Trabant, Freie Universität Berlin, 22. August 2024

Dass der bewunderte Manfred Bierwisch von uns gegangen ist, betrübt mich sehr. Seine linguistische Arbeit hat mich seit den Studententagen begleitet. Unvergesslich ist mir ein Besuch in seiner Ostberliner Wohnung in den 70er Jahren. Er war ein freier Denker mit einem unglaublichen Reichtum des Wissens. Es war mir eine besondere Ehre, sein Stellvertreter und Nachfolger als Sekretar der Geisteswissenschaftlichen Klasse der BBAW gewesen zu sein. Ich werde den großen Sprachwissenschaftler und Freund nicht vergessen.


von: Uli Sauerland, Leiter des Forschungsbereichs "Semantik und Pragmatik" am ZAS, 22. August 2024

Manfred Bierwisch hat noch vor ein paar Jahren regelmässig Vorträge bei uns besucht und mit seinen scharfsinnigen Fragen bereichert. Enger mit Manfred zusammen gearbeitet habe ich bei Noam Chomskys Besuch des ZAS 2005, den er enthusiastisch unterstützt hat. Sein Werk hat mich oft inspiriert, auch dieses Jahr noch habe ich seine Arbeit zu Antonymen zitiert. Ich vermisse ihn und werde noch oft an ihn denken.


von: Hans Uszkoreit, Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz, 22. August 2024

Wir trauern um Manfred Bierwisch, einen großen Linguisten und wunderbaren Menschen. Ich erlebte Manfred erstmals 1971 in Ostberlin. Er hielt einen Vortrag außerhalb der Uni, der mich tief beeindruckte, obwohl ich damals nur wenig verstand. Als ich später in Westberlin selbst Linguistik studieren durfte, bekam ich einen ersten Eindruck von der Bedeutung dieses Wegbereiters der modernen deutschen Linguistik. Seine wissenschaftliche Genialität konnte ich aber erst so richtig ermessen, als ich Anfang der 80er–jetzt in Stanford–die Literatur für meine Dissertation zur dt. Syntax studierte. Da wünschte ich, ich könnte den großen Kollegen persönlich kennenlernen. Der unausgesprochene Wunsch wurde mir flugs erfüllt: Manfred kam als Gast-Fellow ans Center for Advanced Study (CASBS), wo ich als Forschungsassistent an meiner Diss saß. In den Folgemonaten lernte ich ihn wirklich gut kennen und durfte ihn bald auch Jake nennen, wie seine alten Ost-Freunde. Ich und die anderen Linguisten in und um Stanford lernten viel in den zahlreichen Treffen mit ihm. Nach dem Mauerfall nahm Jake mich mit zum ersten Forschungsminister der Nachwende-DDR, um diesem die Organisation der Forschung in BRD und USA zu erklären. Es hat nicht viel bewirkt, weil dann gleich die Wiedervereinigung kam und die Minister in Bonn bereits alles wussten.

Seine Forschungsleistungen werden Manfred einen bleibenden Platz in der Wissenschaft bewahren. Wir, die wir ihn kennenlernen durften, werden ihn ohnehin nie vergessen!


von: Hans-Martin Gärtner, 22. August 2024

In Trauer sprachlos ... Hans-Martin


von: Beatrice Fromm, Generalsekretärin der Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften i. R., 21. August 2024

Mit Bestürzung und Trauer lese ich nun erst jetzt, dass Manfred Bierwisch verstorben ist. Die Nachricht trifft mich sehr, denn auch wenn unsere Freundschaft in vielfältige institutionelle Bezüge eingebunden war und ihre besonderen Zeitebenen hatte, verliere ich mit ihm doch einen nahen, bewunderten, in jeder Begegnung inspirierenden und beglückenden Freund. Für seine Wissenschaft und für die ungezählten Menschen, die sich ihr verpflichtet haben, geht mit seinem Tod ein Stück Geschichte zuende.


von: Artemis Alexiadou, 15. August 2024

Mir wird die scharfe Intelligenz, Freundlichkeit und vor allem die Großzügigkeit von Manfred Bierwisch sehr fehlen. Er war ein großartiger Sprachwissenschaftler und ein außergewöhnlicher Mensch.


von: Sprach- und Literaturwissenschaftliche Klasse der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, 14. August 2024

Die Nachricht vom Ableben von Herrn Professor Manfred Bierwisch hat die Mitglieder der Sprach- und Literaturwissenschaftlichen Klasse der Ungarischen Akademie der Wissenschaften tief erschüttert, war doch der Verstorbene durch seine herausragende Tätigkeit weltweit bekannt und durch seine vornehmen Eigenschaften sowie seine großen wissenschaftlichen Fähigkeiten hochgeachtet. Wir sind sehr stolz darauf, dass wir Herrn Professor Bierwisch durch seine Wahl zum Ehrenmitglied unserer Akademie haben näher kennen lernen dürfen. Durch seine mannigfaltigen und langjährigen wissenschaftlichen Kooperationen mit ungarischen Sprachwissenschaftlern und Sprachwissenschaftlerinnen hat er hierzulande die Entwicklung der Linguistik wesentlich gefördert, bereichert und unterstützt. Wir werden ihn als einen der bedeutendsten Sprachwissenschaftler unserer Zeit, einen hilfsbereiten Kollegen und einen engen Freund vieler ungarischer Sprachwissenschaftler und Sprachwissenschaftlerinnen in Erinnerung behalten.

Hiermit möchte ich Ihnen meine aufrichtige Anteilnahme aussprechen und tue dies auch im Namen aller Mitglieder unserer Klasse - u. a. derer, die Professor Bierwisch' Wirken gut kennen, über die Jahrzehnte hinweg mit ihm Kontakt hielten und durch seine Gedanken ihre eigenen Forschungen prägen ließen: Katalin E. Kiss, lstvan Kenesei, Andcis Kertesz und Giampaolo Salvi.

Prof. Dr. Balázs Boros
Vorsitzender der Sprach- und Literaturwissenschaftlichen Klasse der Ungarischen Akademie der Wissenschaften


von: Wolfgang Klein, 12. August 2024

He was a legend. He was an eminent scholar. He was an honest person in difficult times. He was a strong ally to our institute, of which he has been an external scientific member since 1985. And above all, he was a wonderful friend for many in Nijmegen and elsewhere. Plain facts can never give a worthy picture of his kindness.

--> Link to the obituary by Wolfgang Klein on the webpage of the Max Planck Institute of Psycholinguistics, Nijmegen


von: Manfred Krifka, 6. August 2024

Ohne die wegweisenden wissenschaftlichen Beiträge von Manfred Bierwisch, angefangen mit der Grammatik des deutschen Verbs von 1963, die trotz widriger Umstände ihre Anerkennung fanden, ohne sein intellektuelles Gewicht und Verhandlungsgeschick in der Zeit nach der Wende, würde es das ZAS mit hoher Sicherheit nicht geben. Ich fühle mich glücklich, ihn über die letzten vier Jahrzehnte gekannt zu haben, nicht nur als Wissenschaftler, sondern auch als Menschen.

--> Link zum Nachruf auf Manfred Bierwisch von Prof. Dr. Manfred Krifka auf der Webseite des Instituts für deutsche Sprache und Linguistik, Humboldt-Universität zu Berlin


von: Leibniz-Zentrum Allgemeine Sprachwissenschaft (ZAS) Berlin, 2. August 2024

Mit großer Bestürzung haben wir erfahren, dass am 31. Juli 2024 Manfred Bierwisch im Alter von 94 Jahren verstorben ist.

Bierwisch gilt als einer der bedeutendsten und einflussreichsten Sprachwissenschaftler nicht nur in Deutschland, sondern auch international. Beginnend mit seiner Dissertation 1961 haben seine Arbeiten die Kerngebiete der deutschen Sprachwissenschaft revolutioniert und den Grundstein für eine moderne Grammatiktheorie gelegt, wie sie heute noch weitestgehend gültig ist. Seine Forschung erstreckte sich darüber hinaus auch auf angrenzende Disziplinen wie die Neuropsychologie, aber auch Literatur und Musik. Als Wissenschaftler in der damaligen DDR war er immer wieder schwierigen politischen Umständen ausgesetzt, gleichzeitig gab es jedoch auch immer wieder Förderer, die seine außergewöhnliche Begabung erkannten und es ihm ermöglichten, weiter zu forschen.

1981 wurde an der Akademie der Wissenschaften am Zentralinstitut für Sprachwissenschaften unter der Leitung von Manfred Bierwisch die Arbeitsgruppe „Kognitive Linguistik“ eingerichtet. Das Zentralinstitut ist gewissermaßen die Vorgängereinrichtung des ZAS. Als 1992 die Akademie der Wissenschaften aufgelöst wurde, wurde Manfred Bierwisch von der Max-Planck-Gesellschaft die Leitung einer erneut eingerichteten Arbeitsgruppe „Strukturelle Grammatik“ übertragen, die für fünf Jahre an der Humboldt-Universität angesiedelt war. 1993 wurde Bierwisch zum ordentlichen Professor an die Humboldt-Universität zu Berlin berufen und war seit jeher eng dem ZAS verbunden.

Manfred Bierwisch hat nie aufgehört, Sprachwissenschaftler zu sein und hat bis zuletzt noch regelmäßig publiziert.

Er wird uns sehr fehlen.

Unsere Gedanken sind bei seiner Familie und seinen Angehörigen.


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